World Password Day: Warum Kennwörter immer noch das schwächste Glied in der Sicherheitskette sind (und was wir dagegen tun können)

Jeder 1. Mai ist der World Password Day – ein guter Anlass, um sich mit einem Thema zu beschäftigen, das uns alle betrifft: der Sicherheit unserer digitalen Identität. Trotz aller Fortschritte in der Technologie sind Kennwörter (Passwörter) weiterhin ein riesiges Sicherheitsrisiko. Und das Problem liegt oft nicht in der Technologie selbst, sondern in den veralteten Praktiken, die wir anwenden.

Das Problem mit komplexen Kennwörtern und regelmäßigen Änderungen

Erinnere dich: Wie viele Kennwörter hast du? Und wie wahrscheinlich ist es, dass sie alle einzigartig und wirklich stark sind? Die traditionelle Weisheit, dass Kennwörter komplex sein und regelmäßig geändert werden müssen, hat uns in eine Zwickmühle gebracht. Nutzer versuchen, den Anforderungen zu genügen, indem sie absurde Kombinationen aus Buchstaben, Zahlen und Sonderzeichen erstellen – die sie sich natürlich nicht merken können. Das Ergebnis? Sie schreiben ihre Kennwörter auf Zettel, speichern sie in unsicheren Textdateien oder verwenden dasselbe Kennwort für mehrere Konten.

Das ist ein Desaster. Ein einziges kompromittiertes Kennwort kann Türen zu einer Vielzahl von Konten öffnen und katastrophale Folgen haben.

Die Lösung: Weg von Komplexität, hin zu Länge und Bedeutung

Es ist Zeit, das Konzept der Kennwortsicherheit neu zu denken. Statt auf komplizierte Zeichenketten zu setzen, sollten wir uns auf Passphrasen konzentrieren.

Was ist eine Passphrase?

Eine Passphrase ist eine Folge von Wörtern, die leicht zu merken ist, aber dennoch sehr sicher. Anstatt „P@$$wOrd123“ könntest du zum Beispiel „MeinLieblingsessenIstPizzaMitSalami“ wählen.

  • Länge ist entscheidend: Je länger die Passphrase, desto schwieriger ist es, sie zu knacken.
  • Merken statt Auswendiglernen: Wähle eine Phrase, die für dich persönlich bedeutsam ist, aber nicht offensichtlich ist.
  • Keine Wörterbuchwörter: Vermeide gängige Wörter oder Phrasen.

Passphrasen sind deutlich sicherer als traditionelle Kennwörter, weil sie länger sind und leichter zu merken sind, ohne aufwendige Kombinationen aus Zeichen zurückgreifen zu müssen.

Die Zukunft der Authentifizierung: Passkeys

Passkeys gehen noch einen Schritt weiter und machen Kennwörter potenziell überflüssig.

Was sind Passkeys?

Passkeys sind eine Art von Public-Key-Kryptografie, die für die Authentifizierung verwendet wird. Anstatt ein Kennwort einzugeben, verwendest du biometrische Daten (Fingerabdruck, Gesichtserkennung) oder eine PIN, um dich anzumelden. Die eigentliche Authentifizierung findet im Hintergrund statt und ist deutlich sicherer als die Eingabe eines Kennworts.

  • Phishing-Resistent: Passkeys sind an die jeweilige Website oder App gebunden, sodass sie nicht für Phishing-Angriffe missbraucht werden können.
  • Einfache Bedienung: Die Anmeldung erfolgt bequem und schnell über biometrische Daten oder eine PIN.
  • Hohe Sicherheit: Passkeys basieren auf modernster Kryptografie und sind deutlich sicherer als traditionelle Kennwörter.

Das Problem: Mangelnde Unterstützung

Trotz der Vorteile von Passphrasen und Passkeys ist die Unterstützung in vielen Systemen und Diensten immer noch lückenhaft. Viele Websites und Apps verlangen nach wie vor komplexe Kennwörter und bieten keine Alternative.

Besonders enttäuschend ist die Situation bei Microsoft, einem Unternehmen, das an vorderster Front der Technologieinnovation steht. Auch in der neuesten Version von Windows Server 2025 hat Microsoft es versäumt, die native Unterstützung für Passphrasen oder Passkeys in Active Directory zu integrieren. Das bedeutet, dass Organisationen, die auf Microsofts weit verbreitete Verzeichnisdienste angewiesen sind, weiterhin auf veraltete und unsichere Kennwortrichtlinien angewiesen sind oder dritte Anbieter Dienste nutzen müssen. Dies ist schlichtweg inakzeptabel. Microsoft, es ist höchste Zeit, dass Sie endlich ins 21. Jahrhundert aufwachen!

Was können wir tun?

  • Passphrasen verwenden: Ersetze komplexe Kennwörter durch lange, aussagekräftige Passphrasen.
  • Passkeys aktivieren: Wenn ein Dienst Passkeys unterstützt, nutze diese Funktion.
  • Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA) aktivieren: MFA bietet eine zusätzliche Sicherheitsebene und sollte immer aktiviert werden, wenn möglich.
  • Druck auf Anbieter ausüben: Fordere von Websites und App-Anbietern die Unterstützung von Passphrasen und Passkeys.
  • IT-Abteilungen müssen handeln: Unternehmen müssen ihre Sicherheitsrichtlinien überdenken und auf moderne Authentifizierungsmethoden umstellen.

In der heutigen digitalen Landschaft, in der wir für jeden Dienst ein anderes Konto und Kennwort benötigen, sind Kennwortmanager unverzichtbare Werkzeuge. Sie generieren sichere, zufällige Kennwörter für jedes Konto und speichern diese verschlüsselt, sodass Sie sich nur ein einziges Master-Kennwort merken müssen. Dies eliminiert die Notwendigkeit, Kennwörter wiederzuverwenden oder auf unsichere Methoden wie das Aufschreiben von Kennwörtern zurückzugreifen. Moderne Kennwortmanager bieten zudem Funktionen wie Passkeys, Passphrases, automatische Ausfüllung, Synchronisation über mehrere Geräte und Warnungen bei Datenlecks. Sie sind somit ein wichtiger Bestandteil einer umfassenden Sicherheitsstrategie und sollten von jedem Anwender genutzt werden, um die digitale Identität zu schützen.

Fazit:

Der World Password Day ist eine Erinnerung daran, dass die Sicherheit unserer digitalen Identität nicht selbstverständlich ist. Es ist Zeit, veraltete Praktiken hinter uns zu lassen und auf moderne Authentifizierungsmethoden wie Passphrasen und Passkeys umzusteigen. Nur so können wir uns wirksam vor den ständig wachsenden Bedrohungen schützen.

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